April 2023

Beware of the dogs

Samstag, 29. April

Memaliaj ist ein recht kleines Dorf, und viele Häuser sind verlassen und am Zerfallen. Ein recht trauriges Bild…

umso erstaunlicher ist es, dass es in Memaliaj mehrere recht gut sortierte Lebensmittelläden gibt.

Auch hier, wie schon in Orikum, gibt es allerdings keine modernen Kassen. Der Strichcode eines Produkts wird eingelesen, dann wird der Preis auf einen Zettel geschrieben. Sind alle Preise aufgelistet, kommt ein vorsintflutlicher Taschenrechner zum Einsatz, mit dem alles zusammengezählt wird. Etwas umständlich, aber durchaus praktikabel. Und da hier offenbar alle Leute genug Zeit haben, wird auch niemand nervös, wenns etwas länger dauert.

So, nun wird es aber Zeit, in die Wildnis aufzubrechen. Wir haben im Sinn, etwas oberhalb der Vjosa zu wandern, aber im grossen Ganzen ihrem Verlauf zu folgen, der sich in weiten Schlaufen durch die Ebene windet.

Erst mal gehts steil bergauf, zwischen hohen Zäunen hindurch. Ab und zu steht eine Kuh oder ein Schaf vor einer Hütte, Menschen sind vorerst nicht auszumachen.

dafür ab und zu eine Vogelscheuche

erst zuoberst, bei einem Haus, begegnen wir einer älteren Frau, die uns kritisch beäugt.

Wir grüssen sie freundlich, bleiben stehen, zeigen in die Richtung, in die wir gehen wollen und sagen: Tepelenë?

Die Frau macht grosse Augen, dann prasselt eine Worttirade auf uns ein – – – natürlich verstehen wir kein Wort, trotzdem wird rasch klar: Sie ist der Meinung, dass wir auf diesem Weg nie und nimmer nach Tepelenë kommen. Nein, wir müssen zurück, und alles der Hauptstrasse entlang.

Wir zeigen ihr auf dem Handy, welchen Weg wir nehmen wollen – ein neuer Wortschwall, wohl mit dem Inhalt, dass so ein blödes Telefon wohl nicht mehr weiss als sie.

Sie bleibt dabei: Wir müssen umkehren.

Zum Glück liegt weiter vorne noch ein Weiler. Wir behaupten nun, wir wollten da hin, und sie lässt uns widerwillig ziehen.

Der Weg führt uns durch eine wunderschöne Landschaft, ab und zu erhaschen wir einen Blick zurück auf Memaliaj und die Vjosa.

Wir kommen an alten, verlassenen Häusern und Häuschen vorbei

es ist ein Genuss…

…bis wir in der Ferne Hundegebell vernehmen.

Wir haben im Vorfeld schon von den albanischen Hunden gelesen und gehört. Die zahlreichen wilden Hunde, die meist in der Nähe von Dörfern leben, seien meist kein Problem, und wenn sie aufdringlich würden, solle man einfach einen Stein aufheben und so tun, als wolle man ihn in ihre Richtung werfen, dann würden sie sich schon verziehen.

Bei Hof- und Hirtenhunden sei es allerdings nicht immer so einfach, weil diese etwas zu verteidigen hätten…

Und ich muss gestehen, was Hunde betrifft, bin ich der grösste Angsthase, den man sich vorstellen kann.

Wir sind hier weit von einem Dorf entfernt. Ich höre Glockengebimmel. Und schliesse messerscharf: Hier hats Schafe und/oder Ziegen, und der, der bellt, hat etwas zu verteidigen.

Zu meiner Verteidigung halte ich in der einen Hand einen Stock, in der andern einen Stein. Und im Hosensack, für den absoluten Notfall, einen Pfefferspray.

Aber das ist noch lange kein Grund, mich nur ansatzweise sicher zu fühlen. Einzig die Anwesenheit von Reto lässt mir ein klitzekleines Bisschen Hoffnung, dass ich einen Hundeangriff eventuell überleben könnte.

Und da steht er schon, der Hund – rund 30 Meter vor uns, mitten auf der Strasse, und bellt, was das Zeug hält.

Wir bleiben stehen und warten ab. Gehen ein paar Schritte zurück, er folgt uns, immerhin mit gebührendem Abstand. Wir machen ein paar schritte auf ihn zu – er bleibt stehen, wirkt leicht verunsichert. „Seine“ Schafe weiden derweil zwei- dreihundert Meter weiter rechts, sind also ausser Reichweite.

Da kommt ein Lieferwagen angefahren, hält an, der Fahrer dreht die Scheibe herunter und brüllt den Hund an. Gibt uns dann mit Zeichen zu verstehen, wir sollen uns von dem Vieh nicht einschüchtern lassen. Und fährt weiter.

Wir laufen nun entschlossen weiter, probieren es nun auch mit Brüllen. Ein weiterer Hund nähert sich. Und noch einer.

Reto wirft einen Stein in ihre Richtung – und, oh Wunder, sie drehen ab!

Noch ein paarmal bellen, noch ein paar Scheinangriffe, dann sind wir an ihnen vorbei, ein ganz klein wenig mit stolzgeschwellter Brust…

aber leider nicht allzu lange, denn ein paar hundert Meter weiter wartet schon der nächste Hund.

Und wieder einer…

und wieder zwei…

gefühlt alle 500 Meter begegnen wir von jetzt an Hunden, mit und ohne Herde. Die einen tun, als wollten sie uns fressen, die andern laufen einfach vorbei.

Aber keiner greift uns wirklich ernsthaft an.

Eine hundefreie Phase nutzen wir für Erinnerungsfotos

Inzwischen sind wir etwa zehn Kilometer gewandert, nach Tepelenë sind es noch sechs. Die schweren Rucksäcke drücken auf unsere Schultern, die Hüftgelenke schmerzen… wir wollen uns langsam nach einem Platz für unser Zelt umsehen.

Wir folgen einem Bach mit kristallklarem Wasser und gelangen unversehens in ein idyllisches kleines Tal. Der Bach schlängelt sich durch, kleine Grasflächen wechseln sich mit Büschen ab. Und abgesehen vom Murmeln des Bachs ist es wunderbar ruhig.

Der ideale Zeltplatz!

Ein bisschen störend sind nur ein alter Mähdrescher und einige rostige landwirtschaftliche Geräte, die hier offensichtlich entsorgt wurden.

Darüber können wir grosszügig hinwegsehen…

Wir schauen uns bereits nach dem besten Platz fürs Zelt um, da ertönt Glockengebimmel. Und schon haben wir wieder drei Hunde am Hals.

Nichts wie weg hier!

Leider ist auch der weitere Weg von Schafen, Ziegen und Hunden gesäumt, und wir sehen keine Möglichkeit, irgendwo eine ruhige Ecke zu finden, wo wir uns niederlassen könnten.

Und wir gehen – oder vielmehr humpeln inzwischen – immer weiter und weiter, bis wir schliesslich, kurz vor dem Eindunkeln, die Vjosa über die wacklige Ali-Pascha-Brücke überqueren

und Tepelenë erreichen. Völlig erschöpft, aber vor allem erleichtert, beziehen wir ein Zimmer im BluePoint Hotel.

Das war höchste Zeit!

Nur Geduld…

Samstag.

Zeit, uns von Orikum und „unserer“ Fischerfamilie zu verabschieden und weiterzuziehen.

Heute solls nach Memaliaj gehen, in ein kleines Dorf an der Vjosa. Letztere war auch in Schweizer Medien in letzter Zeit ein Thema – der wohl letzte grosse noch unverbaute Fluss in Europa wurde vor rund sechs Wochen zum absolut geschützten Nationalpark erklärt. Er wird also weiterhin so fliessen dürfen, wie er will und darf auf seiner ganzen Länge nicht verbaut werden.

Item. An eben diese Vjosa solls gehen, und von Memaliaj aus wollen wir nach Tepelenë wandern und irgendwo unterwegs im Zelt übernachten.

Da wir schon Erfahrung mit den Furgon, den Kleinbussen, haben, sind wir auch zuversichtlich, dass wir das schaffen werden.

Im Dorf Orikum wissen wir ja schon, wo die Busse ungefähr stoppen, und bei einem dieser Punkte warten bereits zwei junge Frauen. Wir überlegen, kurz in einem Café noch einen Espresso trinken zu gehen, vor allem, damit wir vor der Fahrt noch aufs WC gehen können – da fährt schon ein Furgon vor. Der Chauffeur bestätigt uns, er fahre nach Vlorë, und wir steigen ein. Die Dreiviertelstunde Fahrt werden wir auch mit voller Blase noch schaffen. Denn wer weiss schon, wann der nächste Bus fährt?

Ein wenig wundern wir uns, dass die beiden jungen Frauen nicht einsteigen. Wo sie wohl hin wollen?

Pünktlich um zehn Uhr fährt der Bus also ab. Nach 100 Metern hält er wieder an, der Chauffeur steigt aus. Ebenso sein Beifahrer, anscheinend muss er dringend telefonieren.

Zehn Minuten später steigen die beiden wieder ein, die Fahrt geht weiter. 300 Meter, vielleicht auch 400, dann steigen beide wieder aus. Verhandeln draussen mit jemandem, fünf Minuten, zehn Minuten…

endlich steigen sie wieder ein. Nach weiteren 50 Metern wendet der Bus, wir fahren wieder Richtung Dorf. Nach einem weiteren Stopp und einem neuerlichen Wendemanöver stehen wir wieder an unserer „alten“ Haltestelle. Und nun steigen auch die beiden jungen Frauen ein.

Offensichtlich wussten sie mehr als wir…..

Nun aber, pünktlich um halb elf, fahren wir ab, Richtung Vlorë!

Der Strand ist auf der ganzen Strecke noch menschenleer. Wir stellen uns vor, wie es hier wohl im Sommer aussieht, und sind froh, jetzt, vor der Hochsaison, hier zu sein.

Auf der Fahrt plaudern wir mit einem älteren Albaner, wahrscheinlich dem Besitzer des Hotels neben unserem. Er kümmert sich rührend um uns und verabschiedet sich in Vlorë erst, als er ganz sicher ist, dass wir die Haltestelle des Furgons nach Memaliaj finden werden.

Der Fahrplan im Internet verrät uns, dass der Bus um 12 Uhr abfahren soll. Vorher wollen wir noch an einem Bankomaten Geld beziehen. Bis wir einen finden, der funktioniert, ist es schon beinahe 12 Uhr. Es wird fast ein bisschen stressig – welcher Bus in der langen Reihe ist wohl der richtige?

Ich frage eine Frau, die vor einem Furgon steht, und sofort fühlt sie sich für uns verantwortlich. Sie ruft einer Gruppe Männer etwas zu, einer von ihnen begleitet uns zu einem Mann weiter vorne, und so werden wir weitergereicht, bis wir schliesslich vor dem richtigen Bus stehen.

Gleich ist es zwölf – puh, Glück gehabt!

Aber nein, nur mit der Ruhe. Er fahre erst in einer Stunde, sagt der Chauffeur, wir sollten uns doch noch ins Café nebenan setzen.

Er selber machr es sich auch dort gemütlich.

Und wir lernen: In Albanien geht alles etwas gemächlicher als in der Schweiz.

Aber auch hier kommt man schlussendlich ans Ziel: um 14.15 Uhr erreichen wir glücklich das Dorf Memaliaj.

Wo gehts hier zur Burg?

Freitag, 28. April

Sonne, Sonne, Sonne – und kaum Wind. So präsentierte sich der heutige Tag.

Wir hatten auf der Karte ein Dorf gleich neben Orikum ausgemacht – mit einer Burg in der Nähe, und einem Ruinendorf etwas weiter entfernt. Und, was auch spannend tönte: Mitten im Dorf, gleich neben dem Grand Hotel, entspringe dem Berg eine mächtige Quelle.

Klingt spektakulär, oder?

Also machten wir uns gleich nach dem Frühstück auf Richtung Tragjas – so heisst das Dorf.

Auf der Karte war ausser der Hauptstrasse eine kleinere Strasse eingezeichnet, die nicht so verkehrsreich schien. Auf dem Weg zu der Abzweigung kamen wir an einer Baustelle vorbei, wo ein Bauarbeiter den Verkehr regelte. Wie so viele Albaner*innen winkte er uns und fragte, woher wir kommen, wohin wir wollen etc. Wir radebrechten auf italienisch, und er meinte, nach Tragjas seien wir hier falsch. Wir müssten über die Hauptstrasse.

Wir antworteten, mit dem Auto vielleicht, aber wir seien ja zu Fuss. Achsooo, zu Fuss, ja, dann…

Wir gingen weiter, bogen in einen Fahrweg ein, zwischen hohen Zäunen und abgesperrten Toren, bis der Weg ebenfalls vor einem Tor endete. Ein Auto stand da, das Schloss am Tor war geöffnet. Weil die Karte 50 Meter weiter vorne eine Brücke über den Fluss versprach, den wir noch überqueren mussten, traten wir ein, immer darauf gefasst, dem Grundstückbesitzer zu begegnen. Wir schlichen zwischen blühenden, betörend duftenden Orangenbäumen Richtung Fluss, ohne einer Menschenseele zu begegnen.

Der Fluss kam in Sicht – aber zwischen uns und ihm stand ein Zaun, ein recht hoher Maschendrahtzaun mit einem stacheldrahtähnlichem Abschluss.

Was tun? Darüberklettern natürlich! Mit viel Glück schafften wir es, ohne usere Hosen zu zerreissen.

fiese Maschendrahtzaun-Abschlüsse

Nun standen wir also am Fluss, nur war weit und breit keine Brücke zu sehen! Wie lange „unsere“ Karte wohl nicht mehr aktualisiert worden ist?

wo ist die Brücke?

Zum Glück ist der Fluss nicht allzu breit, das Wasser ist eher flach, und vor allem: sehr sauber! Kein Müll, keine Scherben – klares Wasser und ein Flussbett aus runden Kieselsteinen.

Also, Schuhe und Socken ausziehen und rüberwaten, kein Problem.

Von nun an ging unsere Wanderung durch ein wunderschönes Gebiet, Natur pur!

Wir entdeckten wilde Orchideen wie die gelbe Ragwurz

die (seltene) Nabel-Ragwurz

das lockerblütige Knabenkraut

oder den einschwieligen Zungenstendel

die Pflanzen haben wir übrigens mit der genialen App „Flora incognita“ identifiziert.

Als kleines Highlight begegneten wir zudem unserer ersten Landschildkröte – juppi!

sie schien über unser Zusammentreffen nicht ganz so glücklich zu sein wie wir und machte sich rasch vom Acker…

Der Weg wurde nun zusehends schmaler und sumpfiger, die Pflanzen dorniger, und schlussendlich standen wir vor einer undurchdringlichen grünen Wand. Zu unseren Füssen, im lehmigen Boden, waren Fussabdrücke zu sehen – von einem Wolf??? oder doch „nur“ von einem Hund? Aber was zur Hölle sucht ein Hund in dieser gottverlassenen Wildnis?

Wars ein Wolf oder ein Hund?

Wie auch immer, nach ein paar Pirouetten fanden wir auf den richtigen „Weg“ zurück

und schliesslich auch zur Burg, die uns allerdings etwas enttäuschte. Vier Mauern, und sonst nix.

aber die Wanderung dorthin war spektakulär genug – gelohnt hat es sich auf jeden Fall.

Auch die Suche nach dem Rückweg /dem Weg ins Dorf gestaltete sich eher kompliziert, und weil das Ruinendorf noch rund 5 Kilometer weiter entfernt lag, verzichteten wir darauf, dieses auch noch zu suchen. Schliesslich waren wir schon rund 10 Kilometer gewandert, und der Rückweg nach Orikum lag noch vor uns. Unsere lädierten Hüften gaben uns deutlich zu verstehen, dass es langsam reiche.

Die „mächtige“ Quelle mitten im Dorf Tragjas wollten wir aber schon noch besichtigen.

Leider habe ich vergessen, sie zu fotografieren – – – es handelt sich um einen Schachtdeckel mitten auf der Strasse, aus dem Wasser quillt – und dieses läuft ganz einfach über die Strasse……..

Schildkröten, Frösche, Schlangen… und Militär

Donnerstag, 27. April

Unser Hotel steht direkt am Meer, der Inhaber fährt jeden Morgen zum Fischen hinaus und serviert dann den frischen Fisch in seinem Restaurant. Die Zimmer sind gross, sehr einfach eingerichtet, aber man hat alles, was man braucht.

unser Hotel für drei Nächte

Heute Vormittag machten wir uns auf, um eine archäologische Stätte zu besuchen, die uns auf einer Karte angezeigt wurde. Ganz einfach zu finden: alles der Stasse nach, am Meer entlang.

dachten wir!

Kaum waren wir 500 Meter unterwegs, kam ein Tor in Sicht, an dem ein paar Männer standen, die offensichtlich den Rost von den Gitterstäben kratzten. Das Tor stand halb offen. In der Nähe fanden wir ein Plakat, das uns darüber informierte, der Eintritt zur antiken Stätte koste 300 Lekë pro Person.

Ok, das leisten wir uns.

Wir kamen zum Tor, wollten forschen Schrittes rein – und wurden von einem Herrn in beiger Uniform gestoppt. Neben ihm ein Jüngling, ebenfalls in Beige und mit Doppeladler-Emblem am Ärmel, und vor allem: mit einem Gewehr!

Huch – wir wollten doch nur ein paar Ruinen anschauen gehen.

Mit Hilfe eines herbeigerufenen Übersetzers wurde uns beschieden, wir befänden uns hier in militärischem Sperrgebiet, genauso wie die historische Stätte. Und zu Fuss dürfe man hier nicht durch. Wir müssten die zwei Kilometer bis zu den Ruinen mit einem Auto zurücklegen, sonst sei ein Besuch nicht möglich.

Tja. Dann lassen wir es halt – – –

zum Glück bot sich gleich nebenan eine Alternative: die Laguna e Pasha Limanit, ein wunderschönes Naturreservat mit Fröschen, Wasserschildkröten, Schlangen, Vogelgezwitscher und vielen, vielen verschiedenen Pflanzen.

Mariendistel

kretische Hundszunge

Wasserschildkröten am Sünnele

Ein Highlight unseres Spaziergangs war die Kisha e Marmiroit, eine kleine Kirche aus dem 12. oder 13. Jahrhundert

die Kuppel im Innern der Kirche

den Rückweg zum Dorf säumten einige Bauernhöfe mit neugierigen Tieren

und etliche Bunker aus der Hoxha-Ära

und zum Abschluss gabs in unserer Lieblingskonditorei (man könnte meinen, wir seien schon ewig hier….) ein wohlverdientes Dessert 😁

Orikum vor dem Einfall der Touristen

Mittwoch, 26. April

Heute habe ich auf der Busfahrt einen Weitwanderer mit Einkaufswagen gesehen, später am Strand einen Wanderer mit Grossrucksack. 2 Wohnmobile sind am Strand geparkt. In unserem Hotel sind der Besitzer und ein Elektriker am Leitungen ziehen. Andere Hotels sind noch verwaist. Das Dorf selber ist etwa 700 Meter vom Meer entfernt und typisch Albanisch.

Die Gewerbezone an der Hauptstraße.

Moderner Bau im Grünen

Orikum soll 5000 Einwohner haben und geschätzt etwa 10 kleine Supermärkte, eine Polizeistation und ein Gymnasium.

Ein Teil der Ebene zwischen dem Meer und der Stadt ist ein sehr sumpfiges Naturschutzgebiet.

Wir haben diverse Frösche und Vögel gehört, z.B. den Seidensänger und den Zistensänger.

Junge Schlange bei der Jagd nach Fischen

…und weiter nach Orikum

Mittwoch, 26. April

Nach einem traditionell albanischen Zmorge

(die Würstli sind etwas gewöhnungsbedürftig, aber abgesehen davon ist das Zmorge der Hammer!)

eben, nach dem Zmorge machten wir uns auf die Suche nach einer Möglichkeit, nach Orikum zu fahren, einem Dorf am Meer, knapp 20 Kilometer von Vlorë entfernt. Im Vorfeld haben wir von den „Furgon“ gelesen, das sind Kleinbusse, in denen die Albaner*innen offenbar bevorzugt von A nach B reisen. Klar gekennzeichnete Haltestellen gibts scheints nicht, auch ein Fahrplan existiert nur rudimentär… wir rechneten damit, ein Taxi nehmen zu müssen, da wir uns nicht zutrauten, überhaupt einen solchen Furgon zu finden, und dann noch den richtigen, der nach Orikum fährt…

Umso erstaunter waren wir, als wir bei einem gemütlichen Spaziergang Richtung Hafen plötzlich vor einem Kleinbus standen, hinter dessen Windschutzscheibe ein Karton mit der Aufschrift „Orikum“ prangte.

Also, nichts wie rein!

Vorher, auf unserem Spaziergang, entdeckten wir noch drei Bunker bei einer Schule, die in einen kleinen Park mit Sitzgelegenheiten und Eisenskulpturen integriert waren. Sehr hübsch!

Vlorë

Dienstag, 25. April

Den ersten Tag in Albanien haben wir in Vlorë verbracht, einer Stadt, die wohl in den letzten 30 Jahren stark gewachsen ist. Viele Wohnblöcke, allesamt eher zweckmässig als hübsch; die wenigen wirklich alten Gebäude sind zumeist nicht mehr bewohnt, das Dach eingestürzt, die Fenster fehlen…

Die Altstadt ist winzig, eigentlich besteht sie nur aus einem Strassenabschnitt von vielleicht 300 Metern Länge. Hübsch herausgeputzte Häuser, Strassencafés, kleine Galerien… eindeutig für Touristen hergerichtet.

Darum herum wird gebaut wie wild: ein grosser Platz mit dem Unabhängigkeitsdenkmal wurde wohl neu gepflästert, alte Markthallen werden aufgehübscht. Und ein riesiges Gebäude mit unterirdischer Autoeinstellhalle, nie fertiggestellt, wird evtl. wieder abgerissen – aber es sieht so aus, als würde es von unten her zurückgebaut – was ja wohl nicht geht, ohne dass der obere Teil irgendwann zusammenbricht… seltsam.

das Denkmal der Unabhängigkeit

kommt die Bauruine ganz weg, oder was passiert da?

Die Muradje-Moschee aus dem 16. Jahrhundert – eines der ältesten Gebäude von Vlorë

Manche Strassen enden überraschend…

Was uns ebenfalls überraschte, war, dass sich der Verkehr auf den Strassen in Grenzen hielt. Es ist recht ruhig, der Verkehrslärm ist gut erträglich, von Hektik ist nicht viel zu spüren.

Und, was sehr schön ist: Vor allem die älteren Leute sind unheimlich freundlich. In den Cafés sitzen viele ältere Männer, und wenn wir vorbeilaufen, winken viele oder sprechen uns an. Auch zwei Frauen in einem dieser unbeschreiblichen Lebensmittelläden wollten unbedingt mit uns plaudern, obwohl sie so viel englisch oder deutsch verstehen wie wir albanisch… mit Händen und Füssen ist zum Glück vieles möglich!

Während wir im letzten Jahr in Durres an gefühlt jeder Ecke über einen der Enver-Hoxha-Bunker stolperten, haben wir in Vlorë bis jetzt nur einen einzigen gesehen:

Alles in allem waren wir recht gemächlich unterwegs – Retos Hüftverletzung lässt momentan keinen Stechschritt zu… bei einem Glas Wein in einem Hinterhof-Café haben wir beschlossen, aus dieser „Not“ eine Tugend zu machen und zumindest die ersten Tage unserer Ferien dafür zu nutzen, uns der albanischen Lebensweise anzunähern. Oder dem Bild, das wir von der albanischen Lebensweise haben: Das Leben so nehmen, wie es ist, akzeptieren, dass nicht alles so läuft, wie man er sich vorgestellt hat, und vor allem, den Augenblick geniessen!

Und vielleicht kommen wir bei dieser Gelegenheit auch hinter das eine oder andere Geheimnis im albanischen Alltag. Zum Beispiel, wie hier der öV funktioniert………

zum Wein gibts Apfelschnitze mit Zimt…

…und zur Pizza albanisches Bier