Samstag.

Zeit, uns von Orikum und „unserer“ Fischerfamilie zu verabschieden und weiterzuziehen.

Heute solls nach Memaliaj gehen, in ein kleines Dorf an der Vjosa. Letztere war auch in Schweizer Medien in letzter Zeit ein Thema – der wohl letzte grosse noch unverbaute Fluss in Europa wurde vor rund sechs Wochen zum absolut geschützten Nationalpark erklärt. Er wird also weiterhin so fliessen dürfen, wie er will und darf auf seiner ganzen Länge nicht verbaut werden.

Item. An eben diese Vjosa solls gehen, und von Memaliaj aus wollen wir nach Tepelenë wandern und irgendwo unterwegs im Zelt übernachten.

Da wir schon Erfahrung mit den Furgon, den Kleinbussen, haben, sind wir auch zuversichtlich, dass wir das schaffen werden.

Im Dorf Orikum wissen wir ja schon, wo die Busse ungefähr stoppen, und bei einem dieser Punkte warten bereits zwei junge Frauen. Wir überlegen, kurz in einem Café noch einen Espresso trinken zu gehen, vor allem, damit wir vor der Fahrt noch aufs WC gehen können – da fährt schon ein Furgon vor. Der Chauffeur bestätigt uns, er fahre nach Vlorë, und wir steigen ein. Die Dreiviertelstunde Fahrt werden wir auch mit voller Blase noch schaffen. Denn wer weiss schon, wann der nächste Bus fährt?

Ein wenig wundern wir uns, dass die beiden jungen Frauen nicht einsteigen. Wo sie wohl hin wollen?

Pünktlich um zehn Uhr fährt der Bus also ab. Nach 100 Metern hält er wieder an, der Chauffeur steigt aus. Ebenso sein Beifahrer, anscheinend muss er dringend telefonieren.

Zehn Minuten später steigen die beiden wieder ein, die Fahrt geht weiter. 300 Meter, vielleicht auch 400, dann steigen beide wieder aus. Verhandeln draussen mit jemandem, fünf Minuten, zehn Minuten…

endlich steigen sie wieder ein. Nach weiteren 50 Metern wendet der Bus, wir fahren wieder Richtung Dorf. Nach einem weiteren Stopp und einem neuerlichen Wendemanöver stehen wir wieder an unserer „alten“ Haltestelle. Und nun steigen auch die beiden jungen Frauen ein.

Offensichtlich wussten sie mehr als wir…..

Nun aber, pünktlich um halb elf, fahren wir ab, Richtung Vlorë!

Der Strand ist auf der ganzen Strecke noch menschenleer. Wir stellen uns vor, wie es hier wohl im Sommer aussieht, und sind froh, jetzt, vor der Hochsaison, hier zu sein.

Auf der Fahrt plaudern wir mit einem älteren Albaner, wahrscheinlich dem Besitzer des Hotels neben unserem. Er kümmert sich rührend um uns und verabschiedet sich in Vlorë erst, als er ganz sicher ist, dass wir die Haltestelle des Furgons nach Memaliaj finden werden.

Der Fahrplan im Internet verrät uns, dass der Bus um 12 Uhr abfahren soll. Vorher wollen wir noch an einem Bankomaten Geld beziehen. Bis wir einen finden, der funktioniert, ist es schon beinahe 12 Uhr. Es wird fast ein bisschen stressig – welcher Bus in der langen Reihe ist wohl der richtige?

Ich frage eine Frau, die vor einem Furgon steht, und sofort fühlt sie sich für uns verantwortlich. Sie ruft einer Gruppe Männer etwas zu, einer von ihnen begleitet uns zu einem Mann weiter vorne, und so werden wir weitergereicht, bis wir schliesslich vor dem richtigen Bus stehen.

Gleich ist es zwölf – puh, Glück gehabt!

Aber nein, nur mit der Ruhe. Er fahre erst in einer Stunde, sagt der Chauffeur, wir sollten uns doch noch ins Café nebenan setzen.

Er selber machr es sich auch dort gemütlich.

Und wir lernen: In Albanien geht alles etwas gemächlicher als in der Schweiz.

Aber auch hier kommt man schlussendlich ans Ziel: um 14.15 Uhr erreichen wir glücklich das Dorf Memaliaj.

Von admin

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