Mittwoch, 10. Mai

es fühlt sich gut an, für ein paar Tage eine Bleibe zu haben. die Wohnung hat zwei Zimmer und einen grossen Balkon, wir hben viel mehr Luft als in einem engen Hotel- oder Guesthouse-Zimmer.

Heute wollen wir Butrint besuchen, eine Ruinenstadt aus der Antike und eine der drei als Unesco-Weltkulturerbe geschützten Stätten Albaniens.

Zum ersten Mal fahren wir mit einem „richtigen“ Bus. Bisher waren wir immer mit Furgon-Kleinbussen unterwegs.

Wir warten also an der Haltestelle, der Bus kommt – es ist ein Postauto! In bekanntem Postgelb, mit rotem Streifen. Im Inneren die Sitzbezüge mit den wohlvertrauten Posthörnern.

wir fühlen uns fast wie zu Hause; nur die vorbeiziehende Landschaft will nicht so recht dazu passen.

Unterwegs fahren wir an einem „Gespann“ vorbei, dem wir schon dreimal begegnet sind – kurz nach unserer Ankunft in Vlorë, später in Orikum, und schliesslich gestern, als wir im Bus nach Sarandë fuhren: Einem Wanderer mit Hund und Einkaufswagen. Und wieder haben wir keine Gelegenheit, mit ihm zu plaudern, ihn zu fragen, wie es so ist, mit einem Einkaufswägeli unterwegs zu sein. Wir stellen es uns nicht sehr angenehm vor. Man muss zwar weniger Gewicht tragen, aber dafür muss man immer der Strasse entlang gehen.

Wer weiss, vielleicht sehen wir ihn ja nochmals.

In Ksamil steigen wir aus, wir wollen nach Butrint spazieren und rechnen fest mit einem idyllischen Wanderweg dorthin. Und wir wollen vorher in einer Pasticeri eine süsse Wegzehrung kaufen.

Beides klappt nicht: Wir finden besagte Pasticeri nicht, und es gibt anscheinend keinen anderen Weg nach Butrint als den über die Strasse.

Was solls, es sind ja nur drei, vier Kilometer. Und auf dem letzten Kilometer gibts sogar ein Trottoir.

Wie wohl an allen Strassen Albaniens stehen auch hier alle paar hundert Meter Grabsteine, die an tödliche Unfälle erinnern. Fast immer sind es junge Männer um die Zwanzig, oft waren sie zu zweit unterwegs. In einem der Unfallautos sassen offenbar Zwillinge, es ist nur ein Geburtsdatum angegeben.

Man will sich den Schmerz der Familie gar nicht vorstellen…

Nun sind wir gespannt auf Butrint.

Offenbar war die Halbinsel bereits im 8. Jahrhundert besiedelt, man findet Spuren der hellenistischen, byzanthinischen, venezianischen und osmanischen Kulturen.

Der Rundgang ist spannend, auch wenn man schlussendlich (nüchtern betrachtet) „nur“ einen Haufen Steine sieht.

Wenn man sich vorstellt, wie viele Menschen an diesen Bauwerken gearbeitet haben, wie die Menschen in früheren Zeiten hier gelebt haben, dann hat man schon ein wenig das Gefühl, der Geist all dieser Leute schwebe noch über Butrint.

unter dem Kies auf diesem Platz ist ein Mosaik verborgen – der Kies schützt es vor schädlichen Umwelteinflüssen.

Auf einer Infotafel ist das Mosaik abgebildet:

Als wir ganz oben auf dem Hügel stehen, fragen wir uns, wann wohl der letzte Bus nach Sarandë fährt. Zum Teil fahren die Busse in Albanien scheints nur bis Mitte Nachmittag.

Ich schaue auf die Uhr: was, schon 15 Uhr. Falls der letzte Bus um 15.30 Uhr fährt, müssen wir uns schon fast beeilen. Reto zeigt mir seine Uhr: Gemäss ihr ist es erst 14 Uhr.

Seltsam..

Das Handy wird zu Rate gezogen. 15 Uhr.

Ok, Reto stellt seine Uhr nach.

Wir spazieren runter zum Eingang des Parks.

Nochmals ein Blick auf die Uhr: Viertel nach zwei. Nun ist die Verwirrung komplett: Ticken in Butrint sogar die Uhren anders?

Des Rätsels Lösung: Wir befinden uns hier an der Grenze zu Griechenland und damit zu einer andern Zeitzone. Wenn sich das Handy ins griechische Netz einklinkt, übernimmt es auch die Zeit. Und da sich meine Garmin-Uhr alle paar Minuten mit meinem Handy verbindet, hat sie die Zeit prompt ebenfalls übernommen.

Da die Busse bis mindestens um halb sieben fahren, haben wir also noch eine Menge Zeit. Die wir nutzen wollen, um doch noch einen Wanderweg nach Ksamil zu finden. Auf einem Plan im Park ist nämlich einer eingezeichnet. Wir finden einen schmalen Eingang ins Dickicht, schlagen uns durch die Büsche. Der Weg wird breiter – schon freuen wir uns, auf dem richtigen Weg zu sein.

Da stehen wir unversehens vor einem verschlossenen Tor.

Also lassen wirs halt und fahren zurück nach Ksamil und Sarandë. Mit dem Postauto.

Von admin

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