Dienstag, 9. Mai

Zwei Wochen sind wir schon in Albanien, und wir haben so viel gesehen und erlebt, dass es uns viel länger vorkommt.

Es ist ewig her, seit wir das letzte Mal so lang am Stück in den Ferien waren; normalerweise sind wir maximal eine Woche weg, gehen dann für zwei, drei Tage nach Hause und brechen nochmals für ein paar Tage auf.

Es ist also ungewohnt. Und wir haben gestern beide festgestellt, dass es sich nicht nur gut anfühlt, immer unterwegs zu sein. Es kann auch ein Gefühl der „Heimatlosigkeit“ auslösen.

Wir haben einen Ferienkoller!

Es ist nicht Heimweh – wir denken selten an unser Zuhause am Veilchenweg. Höchstens ab und zu an unsere Bienen, und hoffen, dass es ihnen gut geht.

Jedenfalls haben wir beschlossen, mal länger an einem Ort zu bleiben, quasi für ein paar Tage sesshaft zu werden. Dies bietet sich umso mehr an, weil das Wetter in den nächsten Tagen eher trüb werden soll.

Wir buchen also in Sarandë eine Ferienwohnung für fünf Tage und verabschieden uns von Përmet und den netten Hotelbesitzern im Apolonia.

Sie sorgen dafür, dass der Bus uns beim Hotel abholt und stellen uns, als wir auf der Terrasse warten, als Abschiedsgeschenk eine Halbliter-Mineralwasserflasche auf den Tisch. Eine nette Geste, denken wir; immerhin dauert die Fahrt nach Sarandë zwei Stunden. Da kann man unterwegs schon Durst bekommen.

Aber die Flasche ist nicht als Wegzehrung für die Fahrt nach Sarande gedacht – sie enthalt Raki, und zwar selbst gebrannten, wie uns der Hotelbesitzer stolz verrät.

Er hat uns schon vorgestern Abend zu einem Glas eingeladen, und sogar als Nicht-Schnaps-Trinker müssen wir zugeben: Er ist richtig gut. Was wir allerdings nun mit einem halben Liter Raki anfangen sollen, wissen wir nicht so recht.

Nun denn. Bevor der Bus kommt, zieht noch eine grosse Schafherde am Hotel vorbei und blockiert die ganze Strasse.

Auch wenn einige Autos dadurch gestoppt werden und sich in Geduld üben müssen, bis sie durch die Herde hindurch sind, scheint dies niemanden zu stressen.

Und, als wir schliesslich im Bus sitzen, sind wir auch schon bald von Schafen umringt. Auch unser Chauffeur lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen.

Die Fahrt nach Sarandë ist sehr angenehm. Die Strasse ist brandneu, so neu, dass vielerorts noch daran gebaut wird. Eine kurze Strecke ist noch nicht einmal geteert.

Schon in den letzten Tagen ist uns aufgefallen, dass vielerorts Strassen neu geteert wurden oder werden. Wie es aussieht, werden die berüchtigten Holperpisten in Albanien zumindest auf den grossen Verbindungsstrecken bald der Vergangenheit angehören.

In einem Dorf steigt ein älterer Mann ein und setzt sich neben uns. Als der Bus wieder abfährt, bekreuzigt er sich mehrmals und hält sich während der ganzen Fahrt an einer Stange neben der Türe fest.

Vielleicht ist so eine Busfahrt viel gefährlicher als wir dachten?!

In Sarandë angekommen, machen wir uns auf die Suche nach der Ferienwohnung. Wir haben eine Wegbeschreibung von Airbnb und eine von der Vermieterin. Natürlich folgen wir jener der Vermieterin – es ist, trotz Google Maps, nicht ganz einfach, bei den vielen Strassen, Gassen, Treppen und Querverbindungen immer die richtige zu treffen. Aber die Hilfsbereitschaft der AlbanerInnen ist gross, und wir werden jedes Mal sofort darauf hingewiesen, wenn wir in eine Sackgasse einbiegen.

Schliesslich sind wir am Ziel (laut Beschreibung der Vermieterin) angelangt, wo uns ihre Mutter empfangen sollte. Nur: Wir stehen am Hintereingang eines Hotel-Neubaus, und der ist verschlossen. Und weit und breit ist niemand zu sehen.

Dann hätten wir wohl der Airbnb-Beschreibung folgen sollen. Also machen wir kehrt und suchen weiter. Eine schweisstreibende Angelegenheit, denn die Gegend ist alles andere als flach. Es geht steile Gassen hoch, Treppen wieder runter, andere wieder hoch… bis wir schliesslich verzweifelt eine Kellnerin um Rat fragen. Mit der Vermieterin sind wir per Whatspp in Kontakt – nicht sehr hilfreich. Die Kellnerin schickt uns eine steile Strasse hoch, dann links. Dort sind wir tatsächlich bei der richtigen Hausnummer. Uff!

Nur: wo ist die Mutter, die uns den Schlüssel geben soll?

Eine junge Frau ruft uns von einem Balkon aus zu, ob sie uns helfen könne. Sie kommt zu uns herunter – offenbar ist sie die Hauswartin hier – aber, nein, sie weiss nichts von unserer Reservation. Wir sind hier falsch.

Also, weiter. Nun ruft uns die Vermieterin an und lotst uns, so gut es geht, per Telefon durch die Stadt. Und, oh Wunder, zehn Minuten später finden wir die richtige Adresse samt Mutter. Ganz in der Nähe des Hotel-Hintereingangs, bei dem wir schon mal standen.

Wir sind total nassgeschwitzt. Aber egal. Ein paar Minuten später stehen wir in der Wohnung, und alles ist gut.

Von admin

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